Wenn Rap-Fans in den letzten Jahren eine Platte herbeigesehnt haben, dann ist es mit ziemlicher Sicherheit das neue Album
von MoTrip. Drei Jahre nach seinem Debüt "Embryo", das den 27-jährigen Aachener binnen kürzester Zeit von der nächsten großen
HipHop-Hoffnung zu einem der wichtigsten und meistgeachteten Rapper der Szene machte, erscheint jetzt endlich der Nachfolger
"Mama". Drei Jahre - insbesondere heute, wo Rapper am laufenden Band mit Schnellschüssen in Albumform abkassieren und durch
ständige Selbstinszenierung von sich Reden machen wollen, ist das eine lange Zeit. Eine lange Zeit, in der im Leben von MoTrip
viel passiert ist.
Mohamed El Moussaoui war und ist das, worauf die Szene so lange vergeblich gewartet hat: Ein Rapper, der das Beste seiner
Vorgänger in sich vereint und dadurch etwas Ureigenes und auf überwältigende Weise Neues schafft. Damit erntete der
im Libanon geborene MC Respektsbekundungen vom Who-is-Who der deutschen HipHop-Szene. Von Kool Savas, über Sido bis Samy
Deluxe oder Marteria. Plötzlich war MoTrip einer von ihnen und darüberhinaus auch noch ein Garant für gelungene Live-Shows
und Deutschraps beliebtestes Feature und doch ließ das neue Album auf sich warten.
In Zeiten, in denen Rapper darauf bedacht sind mit Worten und Taten Härte und Stärke zu beweisen, ist der entwaffnende Albumtitel
"Mama" mehr als mutig und wird von einem eindrucksvollen Titelsong begleitet, für den MoTrip sich Haftbefehl als Featurgast
geholt hat. MoTrip münzt seinen Spaß an der Sprache dabei stets in nachdenklichen, nie pathetischen sondern vielmehr
stets pointierten Texten. Das beste Beispiel dafür ist wohl der eindrucksvolle Song "Wenn die Sonne tief steht", in dem MoTrip
zu einem verantwortungsvollen Umgang mit unserem blauen Planeten mahnt und ein Bewusstsein für die schönen Dinge schafft.
Aber auch abseits der ganz großen Themen beweist MoTrip ein Gespür für raffinierte Rap-Tracks. In "Wie ein Dealer" legt
MoTrip allerfeinste Lines von seinem Stoff, den er im ganzen Land verteilt und schafft es mit Leichtigkeit, die Drogenmetaphorik
auf sein Handwerk als Rapper umzumünzen. Trotz Tiefgang und thematischer Vielfalt kommen die Songs auf "Mama" stets noch
technisch auf höchstem Niveau daher.
Songs wie "Mathematik" und "David gegen Goliath" sind zwar Battlerap-Songs klassischer Couleur, aber dabei so liebevoll
bis ins hinterletzte Detail jeder Punchline ausgearbeitet, wie man es im deutschen Rap nur selten findet. MoTrip beim Rappen
zuzuhören, ist eine wahre Freude. Zum einen, weil er und seine Featuregäste sich perfekt ergänzen, zum anderen, weil der
27-jährige sich die ausgeklügelten, zwischen Oldschool und Futurismus changierenden Beats, die zu einem großen Teil von Eli
und David aber auch von Farhot, den BeatGees so wie Reaf und Deflev stammen, zu eigen macht und in Kombination mit seinem
feinfühligen Gespür für Reime und Takte veredelt.
Es ist jene konzentrierte Kombination einzelner Komponenten, die "Mama" zu so einem so besonderen Album macht. Weil es ein
komplettes Album von einem Rapper ist, der einer der letzten seiner Art ist. Bei MoTrip kommt alles zusammen: Präzise Reimkunst,
einzigartiger Flow, markanter Stimmeinsatz, einzigartiges Charisma, ungeheure Präsenz, enormer Tiefgang, ein Gespür für die
richtigen Beats und ebenbürtige Featuregäste.
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